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Praktikum 2.0

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Gruppe von Frauen und Männer, ein Mann schneidet ein rotes Band mit einer Schere durch © Oliver Schaper​/​TU Dortmund

Rund 400.000 Euro investiert und die Didaktik neu strukturiert – in der Fakultät Bio- und Chemieingenieurwesen wurde am Mittwoch, 18. Januar, das Praktikum 2.0 offiziell gestartet.

Verbessert und auf den Stand der Technik und Zeit gebracht wurden Geräte, Anlagen und Infrastruktur, aber auch die Didaktik. Prozesse können nun im Ganzen verstanden und erprobt werden und nicht mehr in vielen kleinteiligen Einzelversuchen, deren Zusammenhang nur schwer oder erst nach Absolvierung aller Versuche erkennbar ist.

Kerstin Wohlgemuth und Christoph Brandenbusch, in den vergangenen fast zwei Jahren haben Sie sich mit dem Projekt „BCI-Praktikum 2.0“ beschäftigt. Was können wir uns darunter vorstellen?

Mit dem neuen Praktikum 2.0 wird es viel besser als früher gelingen, die in der Vorlesung erlernte Theorie in der Praxis hautnah zu erleben. Wir haben viele Versuche komplett neu gestaltet, andere verbessert und alle jetzt deutlich besser und klarer in den Kontext der Vorlesungen gestellt.

So hilft das neue Praktikum beim Verstehen und Vernetzen des Stoffes und auch bei der Vorbereitung der anschließenden Klausuren.

Wie sind Sie dabei vorgegangen, wer hat mitgemacht?

Es war klassische Projektarbeit: Wir haben zunächst ein Team aus verschiedensten Mitgliedern – Professoren, Assistent/innen, Studierende – zusammengestellt. In wöchentlichen Treffen haben wir dann zunächst die Ist-Situation erfasst und mögliche Punkte für Veränderungen gefunden. Das Ganze wurde auch von Studierenden unterstützt, die das Praktikum gerade absolviert hatten. Sie lieferten bei einer Umfrage wertvollen Input. Innerhalb der AG wurden anschließend in enger Kooperation mit den jeweiligen Bereichen z.B. neue Versuche besprochen, andere Räumlichkeiten, andere Ergebnisrückmeldeformen oder auch das neue Skript. Sukzessive wurden die alte Strukturen und Inhalte hinterfragt und überarbeitet. Dabei haben wir besonderen Wert darauf gelegt, dass nach Möglichkeit die schwere oder grundlagenrelevante Theorie auch in der Praxis durch die Studierenden erprobt wird. Da ist zum Beispiel der nun in dreifacher Ausführung vorhandene Versuch zur Auslegung und zum Vergleich verschiedener Wärmeübertrager zu nennen, der nun für alle Studierenden im Praktikum zur Verfügung steht.

Hatten die Studierenden ein Mitsprachrecht?

Ja, natürlich, und von Anfang an haben wir viel Unterstützung und positives Feedback insbesondere von der Fachschaft bekommen. Die Studierenden betrifft es ja vor allem. Das neue Praktikum soll aber für alle Vorteile bringen, auch für Betreuerinnen und Betreuer.

400.000 € ist eine ziemlich große Investitionssumme. Was genau wurde damit gemacht?

Erstmal wurde geschaut, welche Lehrinhalte der einzelnen Veranstaltungen gut mit praktischen Versuchen gefestigt werden können. Auf Basis der Evaluierung wurden neue Versuche geschaffen und bestehende Versuche auf den aktuellen Stand der Technik gebracht. Dazu wurden neue Gerätschaften angeschafft, aber eben auch allgemein die Bedingungen während des Praktikums für die Studierenden verbessert. 400.000 € klingt erstmal viel, im Bereich des Ingenieurwesens können große Geräte aber schnell teuer werden. Eine große Anschaffung von rund 50.000 € ist zum Beispiel unser neuer Pumpenversuchsstand, an dem Studierende jetzt verschiedene Pumpentypen hinsichtlich ihres Förderverhaltens miteinander vergleichen können. Aber auch in anderen Bereichen wurde kräftig investiert – dort wurden teils in die Jahre gekommene Anlagen durch neues, dem Stand der Technik entsprechendes Equipment ersetzt.

Was wird –- außer den neuen Anlagen – sonst noch anders?

Die Grundstruktur des Praktikums hat sich geändert; wir führen die Versuche nicht mehr wöchentlich durch, sondern in einem zweiwöchigen Block „am Stück“. Durch die Blockstruktur des Praktikums entfällt über das Semester hinweg pro Woche ein halber Praktikumstag. Die Studierenden haben mehr Zeit, sich auf die einzelnen Vorlesungen zu konzentrieren. Am Ende des Semesters können sich die Studierenden mit dem Praktikum einen leichteren Lerneinstieg für die Klausuren ermöglichen, denn die Praktikumsversuche vertiefen die gelernte Theorie nochmal ganz anders. Mit einem maximalen Aufwand von acht halben Tagen fürs Praktikum in den zwei Wochen bleibt trotzdem noch genug Zeit für die Klausurvorbereitung.

Wird sich auch für die Lehrenden etwas ändern?

Auch für die Lehrenden entzerrt sich das Semester. Sie können die Zeiten für die Praktika einfacher planen, da die Praktika immer in vorher terminierten zwei Wochen stattfinden. Die Praktikumsprotokolle müssen natürlich später noch korrigiert werden, aber das ist außerhalb der Vorlesungszeit auch einfacher.

Hand aufs Herz: Auf welche neuen Versuche freuen Sie sich persönlich am meisten?

Kerstin: Ich persönlich finde es super, dass nun alle Studierenden, egal ob Bioingenieur/in oder Chemieingenieur/in einen Versuch zu Wärmeübertragern durchführen können. Wärmeübertrager sind neben Pumpen zentrale Elemente in verfahrenstechnischen Anlagen. Ihre Funktionsweisen und Unterschiede kann man durch den praktischen Versuch viel besser verstehen. Am allermeisten gespannt bin ich allerdings, ob das gesamte Drumherum der Praktikumsorganisation gut funktioniert. Da wird es für Christoph und mich sicherlich auch noch eine Lernkurve geben.

Christoph: Ich persönlich freue mich vor allem auf die neuen Tandemversuche, in denen von zwei Gruppen sowohl die Grundlagen – zum Beispiel Flüssig Dampf Gleichgewicht – und Anwendung – Rektifikation – beleuchtet werden. Ich denke, dass hierdurch für viele das Verständnis und die Verknüpfung zwischen den Teilbereichen deutlich klarer und zugänglicher werden.

Bitte vervollständigt den Satz „Das neue Praktikum wird…“

…für Studierende und Lehrende gleichermaßen spannend und lehrreich.

Danke für Ihre Arbeit und viel Spaß, wenn ab Februar das neue Praktikum beginnt.

(Das Gespräch führte K. Lindner-Schwentick)

 

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